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18/2007
ohne Titel, Linoldruck mit Materialdruck, gedruckt mit mehreren Einzelelementen
Auflage 10 Blatt

 

Burgunderrot bis Schiefergrün“ von Marita Wiemer im Kulturministerium

 

POTSDAM / INNENSTADT - Die Ausstellung „Burgunderrot bis Schiefergrün“ im Kulturministerium hat einen Mangel. Sie verzichtet auf Informationen zum Entstehungsprozess der 37 Arbeiten von Marita Wiemer. Nur wem es gelingt, eine Preisliste zu bekommen, erfährt mehr über Technik und Machart der Arbeiten. Es sind durchweg farbige Linoldrucke mit mehreren Plattenelementen, hergestellt im Handabzug, was nicht einmal die Einladung verrät.

Bei Marita Wiemers Arbeiten geht es nicht nur um die Vermittlung technischer Daten, sondern um eine Art Handreichung, sich der Bedeutung des Gestaltungsprozesses für die Künstlerin bewusst zu werden. Ihre Linoldrucke sind nicht nur das Resultat eines aufwendigen technischen Prozesses, sondern der fixierte Augenblick eines offensichtlich lebenslangen Weges der Selbstfindung in einer anstrengenden, disziplinierten und im Machen erregenden wie freudig bewegenden künstlerischen Arbeit.

Marita Wiemers abstrakte Arbeiten speisen sich aus vielfach umgesetzten Erfahrungen mit Naturformen. Ein anschauliches Beispiel, konzentriert auf Farbvarianten, gibt sie mit drei aus den gleichen Druckstöcken realisierten Arbeiten. Das Motiv sind zwei Mohnkapseln auf dem Wege zur Abstraktion. Wesentlicher aber ist, wie sich „im Ausspielen der Farbe auch der Ausdruck der Form verändert“, so Wiemers Erläuterung. Sie experimentiert mit textilen Geweben und Struktur gebenden Papieren, mit der Konsistenz der Druckfarbe, so dass im Überdrucken einer gesetzten Farbe sich Malerisches und Grafischem zu einer pulsierenden Farbhaut mischt. Marita Wiemer strebt in ihren Arbeiten nach Form-Farb-Körpern, die Harmonie ausstrahlen.

Die 1949 in West-Berlin Geborene drängte es von Kind auf zu künstlerischer Arbeit. Bewerbungen bei von öffentlicher Hand getragenen Kunstschulen blieben erfolglos, so dass sie den Weg ihrer künstlerischen Ausbildung über private Kunstschulen suchte. Das hieß aber, sich berufliche Tätigkeiten zu suchen, die die Finanzierung ihrer Ausbildung möglich machte. Sie lernte Maßschneiderin, arbeitete auch als Stewardess und als Taxifahrerin. So konnte sie an einer freien antroposophisch orientierten Kunstschule in Berlin-Kreuzberg studieren, die sie als Meisterschülerin 1988 abschloss.

Seitdem ist sie freischaffend. Arbeitsräume hat sie im brandenburgischen Jütchendorf gefunden. Lehraufträge in der Erwachsenenbildung begleiten ihre künstlerische Arbeit. Ihre jüngsten Arbeiten in der Ausstellung sind zwei an Textildekor erinnernde Drucke, „eine Versöhnung“, sagt sie, mit ihrem ersten Beruf als Schneiderin. Bedarf es aber einer Versöhnung bei der Souveränität, mit der sich ihr künstlerisches Werk präsentiert?

Dortustraße 36, bis 3. September 2011, Mo.–Fr. 7.30–17.30 Uhr. (Von Arno Neumann)

 

 

 

 

 

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